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  Leipziger Buchmesse 2008: Der Boom verlangsamt sich

Mit einem neuen Besucher-Rekord ist die Leipziger Buchmesse am Sonntag (16. März) zu Ende gegangen. Knapp 130.000 Menschen haben die Messe zwischen Donnerstag (13. März) und Sonntag (16. März) besucht.
Mittlerweile schon Tradition hat in Leipzig der Gemeinschaftsstand der Hörbuchverlage in der Messehalle 3. An ihm präsentierten 46 Verlage Bücher auf CD oder als MP3. Misslich ist allerdings, dass dort - im Gegensatz zu den Anfangsjahren - inzwischen kaum mehr originäre Verlagsrepräsentanten anzutreffen sind.
Eine weitere Entwicklung neben dem Rückzug der Verlagsrepräsentanten vom Gemeinschaftsstand ist die Zunahme von Download- und Hörbuchportalen. Sie ist Ausdruck der steigenden Verbreitung akustischer Literatur über das Internet. Damit dürfte die Hörbuch-Branche den Fehler vermieden haben, der die Musik-Industrie in den letzten Jahren so schwer gebeutelt hat.
Nach wie vor geht es den Hörbuchverlagen gut. Auch wenn die Zuwachsraten auf diesem Markt nicht mehr ganz so üppig ausfallen wie in früheren Jahren, liegen sie doch deutlich über denen des Marktes für gedruckte Bücher.
Diskussionen über das Marktgeschehen, die Vorstellung neuer Projekte und nicht zuletzt auch Lesungen fanden beim ARD-Hörbuchforum und beim Focus-Forum "Hörbuch" statt. Beide Foren fanden sich - ebenso wie die "Lese-Insel Religion" - gleichfalls in der Messehalle 3. Bereits seit acht Jahren präsentiert die Arbeitsgemeinschaft Öffentlich-Rechtlicher Rundfunkanstalten in Deutschland (ARD) hier Hörspiele und Lesungen, Kommentare und Diskussionsrunden sowie Live-Sendungen von der Buchmesse.
Sein neues Hörbuch "Der Kuckuck ist ein scheues Reh" stellte Frank Suchland dort am Donnerstag (13. März) vor. Untermalt von Musik, las der Sprecher heitere Gedichte von Heinz Erhardt über Robert Gernhardt bis hin zu Gotthold Ephraim Lessing vor.
Ein gigantisches Projekt haben die ARD und der Patmos-Verlag in Angriff genommen. Knapp 1.100 Gedichte aus 800 Jahren hat Prof. Dr. Karl Otto Konrady für den neuen "Hörkonrady" zusammengestellt. Im April soll eine erste CD mit einer Auswahl erscheinen. Bereits nach Ostern wollen die neun ARD-Landessender die aufgelesenen Gedichte in ihre Kulturprogramme bringen. Die vollständige Ausgabe wurde für Juni 2008 angekündigt.
Die Sprecherin Donata Höffer und ihre Kollegen Michael Holz und Christian Brückner lieferten den Messebesuchern eine kleine Kostprobe des Sammelbandes. Nach diesem Genuss darf sich das literaturbegeisterte Publikum auf eine interessante Zusammenstellung gesprochener Gedichte von der Minnelyrik bis zu moderner Poesie des Jahres 2007 freuen.
Das große öffentliche Interesse hat die Buchmesse am Donnerstag (13. März) zur Verleihung des Deutschen Buchpreises genutzt. Mit dieser Auszeichnung würdigte die Jury den Übersetzer Fritz Vogelgsang für seine Übertragung des 500 Jahre alten spanischen Epos "Der Roman vom Weißen Ritter" ("Tirant lo Blanc") von Joanot Martorell. In der Kategorie "Sachbuch" erhielt Irina Liebmann den Preis für die Biografie "Wäre es schön? Es wäre schön! Mein Vater Rudolf Herrnstadt". Echte Freudensprünge unternahm Clemens Meyer nach der Bekanntgabe seines Gewinns in der Kategorie "Belletristik" für seinen Erzählband "Die Nacht, die Lichter".
Ein besonderes Erlebnis waren neben der Preisverleihung natürlich auch die zahlreichen Lesungen auf der Messe und abends in der gesamten Stadt. Im Sachbuch-Forum stellte Jan-Philipp Reemtsma am Freitag (14. März) sein neues Buch "Vertrauen und Gewalt - Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne" vor. Eindrucksvoll legte er dabei die Entwicklung des gesellschaftlichen Umgangs mit Gewalt und seine Ansätze einer Antwort auf die Frage dar, wie es zu Entgleisungen wie dem Faschismus kommen konnte.
Der Kinderbuch-Autor Paul Maar holte seine - bei der Frankfurter Buchmesse 2007 krankheitsbedingt ausgefallene - Lesung von "Jaguar und Neinguar" nach. Ebenso wie die Hörbücher stellen auch die Kinderbücher ein besonderes Wachstumssegment innerhalb des Büchermarktes dar.
Interessante Veranstaltungsorte überall in der Stadt und prominente Namen wie auch eine Vielzahl "namenloser" Autoren machen den eigentlichen Reiz des Programms "Leipzig liest" aus. Rund 1.500 Autoren präsentierten dabei bereits zum 17. Mal ihre Werke.
Ken Follett las in der Leipziger Stadtbücherei. Dem beharrlichen Drängen seiner Leserschaft hat der britische Roman-Autor nun nachgegeben: Nach 17 Jahren folgt mit "Die Tore der Welt" ("World without end") eine Fortsetzung zu seinem Historien-Schinken "Die Säulen der Erde" ("The pillars of the earth").
Überzeugend beschrieb Follett seine Arbeitsweise. Wichtig ist ihm ein packender Einstieg, der den Leser sofort in den Bann zieht. Zudem hat er - besonders für sein neues Buch über die Pest - gründliche wissenschaftliche Recherchen angestellt und ausgewiesene Fachleute als Lektoren angeheuert.
Das absolute Lese-Highlight war in diesem Jahr aber die Lesung von Alexander McCall Smith in der Lodge der Savanne des Leipziger Zoos. Der Professor für Medizin-Recht stellte dort seinen neuen Roman "Blaue Schuhe für eine Kobra" ("Blue shoes and happiness") vor.
In seinen Geschichten über "The No. 1 Ladies' Detective Agency" von Botswana entführt der - selbst in dem afrikanischen Land geborene - Schotte seine Leserschaft in die sympathische Welt Afrikas zwischen Tradition und Moderne. Mit britischem Humor und einer spürbaren Liebe zu Land, Leuten und Traditionen präsentierte der Krimi-Autor sein Werk.
Hörbuch-Nächte gehörten in Leipzig ebenfalls zum Programm. Die Vielzahl der attraktiven Programmpunkte machte es kaum möglich, alle Höhepunkte des Veranstaltungskanons mitzubekommen. Nicht vergessen werden die Besucher jedoch die Stimmung überall in der Stadt, die der Slogan treffend zusammenfasst: "Leipzig liest".

Leipziger Buchmesse 2010: Hin und weg
Leipziger Buchmesse 2008: Der Boom verlangsamt sich
Leipziger Buchmesse 2005: Der Boom bleibt, die Downloads kommen
Leipziger Buchmesse 2004: Mit dem Hörbuch erwachsen werden
Leipziger Buchmesse 2003: Hörbücher weiter im Aufwind
Leipziger Buchmesse 2002: Unerhörte Vielfalt

 

 

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