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  Leipziger Buchmesse 2003: Hörbücher weiter im Aufwind

"Ganz Ohr" war Leipzig vom 21. bis zum 24. März. Am Sonntag ging die Leipziger Buchmesse zu Ende. Sie hat sich inzwischen zu dem Hörbuch-Event des Jahres gemausert. Das ist aber auch durchaus passend, besteht doch im Osten der Republik ein höheres Interesse an akustischen Büchern als im Westen.
Insgesamt war der Andrang an den Ständen aber nicht ganz so groß wie auf der Frankfurter Buchmesse. Dafür ließ es sich etwas entspannter durch die drei Messehallen schlendern, wollte man nicht gerade dem ZDF-Interview mit Günter Grass life beiwohnen.
Attraktion für die Freunde des Audiobuchs waren aber nicht in erster Linie die Stände in den Hallen 2 und 3, von denen viele nicht einmal mit Verlagsrepräsentanten besetzt waren; den größten Zulauf konnte vielmehr das "Hörbuchforum" der ARD in Messehalle 3 verbuchen. Hier fanden - im Stundentakt wechselnd - Life-Lesungen, Diskussions- und Informationsveranstaltungen rund um um das Buch zum Hören statt.
So gab Dr. Hendrik Markgraf vom Börsenblatt des Deutschen Buchhandels am Freitagmittag (22. März) einen Überblick über den aktuellen Hörbuchmarkt. Nach seiner Auffassung sind Hörbücher "kein Ersatz für das gedruckte Buch, sondern eine eigene Gattung". Als Hörbuch klassifiziert er Tonträger, deren "Wortanteil nicht wesentlich unter 50 % liegt".
Die Bücher zum Hören liegen derzeit voll im Trend. 7.000 Titel sind am Markt erhältlich. Jedes Jahr kommen 800 neue hinzu.
Renner sind dabei Cassetten und CDs für Kinder. Mit mehr als 100 Millionen Euro setzen die Verlage mit Kinder-Hörbüchern fast dreimal so viel um wie mit Hörbüchern für Erwachsene. Hier könnte der Umsatz nach einer Prognose des Börsenvereins des deutschen Buchhandels von derzeit 35 Millionen Euro Jahresumsatz in den nächsten drei Jahren auf 75 Millionen gut verdoppelt werden.
Nur 2 bis 3 Prozent ihres Umsatzes macht eine durchschnittliche Buchhandlung mit Hörbüchern. Doch liegen die Umsatzsteigerungen hier im zweistelligen Bereich. Als Marktführer konnte Der Hörverlag seinen Umsatz im abgelaufenen Jahr um stolze 88 % steigern. Allein Harry Potter konnten die Münchener 1.250.000mal verkaufen. Mit 25 Millionen Euro setzen sie allein 20 % des Jahresvolumens der gesamten Branche um.
Immerhin noch um 30 % konnte der Eichborn-Verlag im Jahr 2001 seinen Umsatz mit Audiobüchern steigern. Die Frankfurter unterhalten eines der 220 Labels für Hörbücher.
Das Interesse von Personen über 14 Jahren an Audiobüchern ist seit 1997 um 11 % gestiegen. Mitgeholfen bei dieser Steigerung haben Marketing-Aktivitäten wie Hörproben, live-Acts, Lesungen, Hörstationen und Sonderausgaben zu Filmen. Am gefragtesten sind Sachthemen, dann Literaturlesungen und als drittes Zeitgeschichte.
Auf der Bestsellerliste steht der "Herr der Ringe" von Ronald R. Tolkien mit 225.000 verkauften Hörbüchern auf dem zweiten Platz gleich hinter hinter der Harry-Potter-Reihe von Joanne K. Rowling. Platz 3 belegt mit "Sofies Welt" von Jostein Gaardner ein akustisches Sachbuch für Kinder und Erwachsene.
Die lichtdurchfluteteten Leipziger Messehallen bildeten einen angenehmen Rahmen für die Präsentation der akustischen Literatur. Das interessierte Publikum konnte überall Kassetten oder CDs einlegen und sich über Kopfhörer die ausgestellten Produkte anhören. Fachbesucher hingegen kamen weniger auf ihre Kosten, da die Veralge offenbar ihren Schwerpunkt darauf gelegt hatten, das Medium Hörbuch einem breiten Publikum bekannt zu machen.
Diesem Zweck diente auch ein Aktion der Supermarktkette ALDI, über die am Donnerstag Nachmittag (21. März) beim Hörbuch-Forum diksutiert wurde. Dem Discounter ist es gelungen, Hörbücher in großer Zahl an die Kundschaft zu bringen. Dabei konnte der üblichen Preisunterschied deutlich verringert werden. Meist muss für die Audiobücher das Zweieinhalbfache des Preises der Print-Produkte bezahlt werden. Leider wurden die ALDI-Audiobooks aber gekürzt. Gegen diese Verstümmelung wehren sich die Liebhaber der aktustischen Literatur. Sie sehen den Sinn des Hörbuchs vor allem darin, durch eine gekonnte Interpretation neue Nuancen der gelesenen Texte zu erschließen.
Bekannte Sprecher und berühmte Schauspieler verhelfen vielen Produkten zu einem größeren Erfolg. Meist wählen die Verlage auch bekannte Titel oder Texte berühmter Autoren aus. Nur selten wagen sich Hörbuchproduzenten an unbekannte Autoren und unbekannte Sprecher heran.
Oft erscheinen neue Bücher gleichzeitig als Print- und Audioversion. So kann das Marketing für beide Produktionsformen gleichzeitig genutzt werden.
Die typische Kundschaft für das Hörbuch sind Männer zwischen 30 und 40 Jahren. Die Generation, die mit dem Walkman schon aufgewachsen ist, hört das Hörbuch vor allem unterwegs. "Double your time" lautet für viele die Devise, die die Audiobücher beim Autofahren oder während anderer Verrichtungen genießen.
Die Flut der Neuerscheinungen bietet allen Interessierten eine reichhaltige Auswahl an Lektüre vom Klassiker über Gedichte, Romane und Kinderbücher bis hin zum Sachbuch. Die Kataloge der meisten Hörbuchverlage verzeichnen eine größere Zahl von Neuerscheinungen.
Da lohnt sich das Hinhören ganz bestimmt.

Leipziger Buchmesse 2010: Hin und weg
Leipziger Buchmesse 2008: Der Boom verlangsamt sich
Leipziger Buchmesse 2005: Der Boom bleibt, die Downloads kommen
Leipziger Buchmesse 2004: Mit dem Hörbuch erwachsen werden
Leipziger Buchmesse 2003: Hörbücher weiter im Aufwind
Leipziger Buchmesse 2002: Unerhörte Vielfalt

 

 

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