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  Dem Aufstand ein Gesicht geben: Wir wollen freie Menschen sein

"Ab 13 Uhr am 17. Juni 1953 wird in der sowjetischen Zone der Ausnahmenzustand verhängt." Monoton verkündet die nüchterne Technokratenstimme die Beschlüsse der Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED) im Radio. Alles andere als monoton ist die nun folgende Zusammenstellung von Zeitzeugenaussagen und Tondokumenten zum Aufstand in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 17. Juni 1953. Unter dem Titel "Wir wollen freie Menschen sein. Der 17. Juni in Mitteldeutschland" hat Stefan Nölke die kleinen und großen Akteure von damals zu Wort kommen lassen. Die Produktion des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) Kultur ist im Frühjahr 2003 im HörZeichen Verlag erschienen.
Neben Prominenten wie Egon Bahr, 1953 Chefredakteur des Radios im Amerikanischen Sektor (RIAS), dem Berliner DGB-Vorsitzenden Ernst Schinowski und dem Schriftsteller Erich Loest schildern vor allem Arbeiter und Angestellte, wie sie die Tage um den 17. Juni erlebt haben. Mehr oder weniger durch Zufall gerieten Waggonbauer Fritz Hartmann, Angestellter Werner Herbig und Buchhalter Walter Scheler wie viele andere auch in den Sog der Ereignisse. In Sekunden entschieden sie damals, dem Ruf eines Bekannten in der Menge zu folgen oder auf eigene Faust ins Zentrum zu fahren.
Angefangen hatte alles mit dem Streik von Berliner Bauarbeitern, die die Lohnkürzungen in Form von heraufgesetzten Arbeitsnormen nicht hinnehmen wollten. Aus Solidarität und Sympathie erwuchs eine spontane Massenbewegung. Die Forderungen reichten bald von Lohnerhöhungen über Senkung der Lebensmittelkosten bis hin zu geheimen und freien Wahlen.
Für die SED-Führung stand fest, dass faschistische Provokateure aus dem Westen den Aufstand angezettelt hätten. Dementsprechend hart ging sie nach der Niederschlagung des Aufstands durch sowjetische Panzer gegen einzelne Demonstranten vor. So wurde Walter Scheler als angeblicher Agent des US-Imperialismus zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt.
Die Erinnerungen der Zeitzeugen verknüpfen die Sprecher Conny Wolter und Stefan Nölke mit Kommentaren und Hintergrundinformationen. Eingeflochtene Interviewpassagen mit Historikern informieren zudem über neueste Forschungsergebnisse. Lebendig werden diese Ausführungen durch die eingebundenen Zitate zum Beispiel Otto Grotewohls, Vorsitzender des Ministerrates der DDR, oder Nikita Chruschtschows, designierter Parteichef der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Da verschiedene Sprecher die jeweiligen Auszüge vortragen, hat man keine Schwierigkeiten die historischen Persönlichkeiten zu unterscheiden.
Die Stimmung der dramatischen Ereignisse vom 17. Juni untermalen sehr geschickt ausgewählte Musikstücke von Jukka Tiensuu und dem Motion Trio.
"Dem Aufstand ein Gesicht geben", das wollte Stefan Nölke mit dieser Dokumentation erreichen. Noch viel mehr hat er dank der Unterstützung zahlreicher Helfer vollbracht. Die CD gibt in nur 73 Minuten neben einem fundierten historischen Überblick auch einen Eindruck von der Stimmung auf der Strasse, von den Motiven des kleinen Mannes und der großen Funktionäre. Damit verleiht sie dem Aufstand vom 17. Juni 1953 nicht nur ein Gesicht, sondern auch Stimme und Herz.
"Wir wollen freie Menschen sein" ist ein Meisterwerk an unterhaltsamer und informativer Dokumentation. p>

Stefan Nölke, "Wir wollen freie Menschen sein"
Gelesen von Conny Wolter und Stefan Nölke
Regie: Gundolf Weber
Produktion: MDR Kultur 2003
Spieldauer: 73 Minuten
ISBN 3-934492-21-5
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