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  Zum Davonlaufen: Boston Run

"Heute ist der Tag des Boston Marathons“, verkündet der Fernseh-Reporter von Channel Five am Morgen des Patriot’s Day. Jedes Jahr am dritten Montag im April begeben sich rund 22.000 Läufer auf die über 42 Kilometer lange Strecke von Hopkinton nach Boston. Der seit 1897 bestehende Punkt-zu-Punkt-Kurs ist der älteste Marathon der Welt.
Das allein ist schon eine Geschichte wert. Frank Lauenroth geht darüber hinaus und macht aus einer Sportgeschichte einen Marathon-Thriller.
Sein Krimi "Boston Run“ ist im Jahr 2010 im Sportwelt Verlag erschienen. Ein Jahr später ließ der Autor sein über 200 Seiten starkes Buch vertonen – ungekürzt auf fünf CDs.
Die Sprecherrolle ist mit dem Schauspieler Johannes Steck spitzenmäßig besetzt. Fast sechs Stunden Spielzeit erinnern indes mehr an einen Ultra-Lauf als an einen Marathon.
Die Ausdauer des Hörers ist gefragt und wird leider an manchen Stellen überstrapaziert. Schier unendlich scheint die Szene, bis sich der Protagonist vor dem Start im Toilettenhäuschen die Spritze mit dem schnellmachenden Serum in die Vene injiziert.
"Tu es endlich“, möchte man dem Läufer mit der Startnummer 368 am liebsten zurufen. Stattdessen wartet man vor dem Häuschen im Regen und hört sich - von einem Bein auf das andere wippend - die Erklärungen der Stimme an, die durch ein Piercing in das Ohr des Protagonisten dringt.
"Unser Ziel ist es, den Lauf zu gewinnen“, flüstert Christopher Jones seinem Schützling zu. Brian Harding ist ein gutaussehender Marathon-Läufer, der als "Anwalt von Daddys Gnaden“ arbeitet.
Sein selbstverliebter Vater hat ihm nicht nur das Jura-Studium finanziert, sondern hält ihm das auch bei jeder Gelegenheit vor. Um sich aus dieser Abhängigkeit zu lösen, beschließt Harding, es seinem Vater "heimzuzahlen“, indem er sich mit einem Doping-Mittel die Siegprämie von 150.000 Dollar "verdient“.
Den Wundercocktail hat sein "Kumpel“ Christopher entwickelt, der seinerseits das Rezept für das Gemisch teuer verkaufen will. Doch dazu muss die illegale Waffe zunächst ihre schnellmachende Wirkung zeigen – vor den Augen der öffentlichkeit.
"Wenn du auf CNN bist, dann hast du’s geschafft“, flößt Jones seinem Freund ein, ohne Harding in seine eigenen Pläne einzuweihen. Nur der Geheimdienst NSA kann den Läufer mit der Startnummer 368 vor dem Ziel in Boston stoppen, um die verbotene Substanz in seinem Blut nachzuweisen.
"Boston Run“ beginnt sehr vielversprechend mit dem Marathon-Start in Hopkinton. Im Verlauf der 42 Kilometer gerät der eigentliche Wettkampf zunehmend in den Hintergrund. Stattdessen führt die Strecke plötzlich durch einen U-Bahn-Tunnel, der ursprüngliche Jäger Harding wird zum Gejagten und der Hörer wähnt sich mit einem Mal in einem Hollywood-Streifen.
So wie Jones seinen "Freund“ Harding für eigene Zwecke benutzt, bedient sich der Autor des Boston Marathons als Schauplatz für seinen Doping-Krimi. Das ist legitim, verfehlt jedoch die Zielgruppe der Läufer. Eine Explosion weniger und dafür eine Prise mehr Sport hätten dem sogenannten Marathon-Thriller gut getan.

Frank Lauenroth, "Boston Run"
Gelesen von Johannes Steck
5 CDs
Gesamtdauer: 345 Minuten
2011 by Sportwelt Verlag, Betzenstein

 

 

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