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  In der Kürze liegt die Würze: Von der Kürze des Lebens

"Von der Kürze des Lebens - Das Leben ist lang, wenn du es zu gebrauchen verstehst. So heißt der vollständige Titel des Werkes von Seneca, das 2007 im Verlag Ch. Beck in München als Hörbuch erschienen ist. Gelesen wird der Text von Gerd Böckmann.
Seneca lebte vom Jahr 4 vor Christi Geburt Bis 65 nach Christus in Rom. Er war einer der führenden Vertreter der antiken Philosophie der "Stoa".
Die gut einstündige Inszenierung lässt den Leser von Anfang bis zum Ende interessiert und aufmerksam zuhören. Seneca bricht mit diesem Werk Tabus oder Sprechverbote über Moral und den Tod. Es geht dem Philosophen vor allem darum, seine Zeit nicht mit dem "Dienst an Leidenschaften zu vergeuden.
Ungeniert erhebt der Autor - allen Kritikern zum Trotz - den viel zitierten moralischen Zeigefinger, den er in so manche Wunde legt. Er gibt Hinweise darauf, wie man seine Lebenszeit sinnvoll nutzt, indem er zeigt, wie man sie besser nicht nutzen sollte.
Seneca führt eine Reihe von Beispiel-Fällen unmoralischen Tuns aus dem politischen Leben an, das voll ist mit sinnlosen Geschäftigkeiten, die von der Gier nach Anerkennung und materiellen Gütern motiviert sind. Adressat ist ein gewisser Paulinus, der sich aus öffentlichen Ämtern auf sein "Altenteil zurückgezogen hat. Stellvertretend spricht der Text natürlich auch den heutigen Leser an, da das Thema nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Dass der Text unterhält, ist der überaus gelungenen Rezitierkunst des Schauspielers Gerd Böckmann zu verdanken. Mühelos setzt er den Inhalt adäquat um. So erhebt er seine Stimme in heiligem Zorn gegen Zeit vergeudende Leidenschaften, um ein anderes Mal in einen gemäßigten Tonfall zu wechseln, wenn er zur Vernunft gemahnt.
Nicht zuletzt überzeugt aber auch der Text selbst, der ohne die üblichen Inszenierungsmittel auskommt. Seneca transportiert seine Botschaft über phantasievolle Metaphern und Vergleiche.
Man kann sich unter einem unmoralischen Menschen mehr vorstellen, wenn von einem "lockeren und durchlöcherten Wesen die Rede ist, durch das die vergeudete Lebenszeit hindurch fließt. Ein anderes Mal bedient Seneca den Vergleich eines führerlosen Schiffes, das hin und her steuert und sich im Kreis bewegt, um die Dienstbarkeit des Menschen zu veranschaulichen. Und zur Unterscheidung von Muße und Müßiggang gibt der Philosoph einen Mann der Lächerlichkeit preis, der - von einer Senfte aus seinem Bad getragen fragt, ob er denn sitze.
Eine Relativitätstheorie ganz anderer Art entwickelt Seneca in seinem Werk, wenn er sagt, dass ein langes Leben sehr kurz sein kann und ein kurzes Leben durchaus lang, wenn man sich um einen tugendhaften Lebenswandel bemüht. Mehr noch: man kann auf diese Weise sogar unsterblich werden.
Wie genau der Leser das erreichen kann, verrät der Philosoph der antiken Stoa allerdings nicht. Vielmehr ist der geneigte Zuhörer darauf angewiesen, sich in Abgrenzung zu den zahlreichen Negativ-Beispielen den Gegen-Entwurf moralischen Tuns selber zu erschließen.
Nur an einer Stelle gibt Seneca einen konkreten Rat an die Hand, wie man der Ewigkeit nahe kommen kann. Man solle sich - so rät der Autor - in Gesellschaft der großen Philosophen wie Platon, Aristoteles oder Theophrast bewegen.
Vielleicht versucht der Hörer es selber einmal, indem er sich Senecas Werk zu Ohren führt. Denn in jedem Fall ist dieses Werk hörenswert!

Seneca, "Von der Kürze des Lebens"
Gelesen von Gerd Böckmann
1 CD
Gesamtdauer: 61.30 Minuten
2007 by Verlag Ch. Beck, München
ISBN: 978-3-406-55870-2

 

 

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