Eine Geschichte des Scheiterns hat Willem Elsschot aufgerollt. Sein Buch mit dem Titel "Käse" ist bereits im Jahr 1933 erschienen. Selbst nach über 70 Jahren hat der Audio-Verlag die in ihrer Grundsätzlichkeit immer noch aktuelle Geschichte im Frühjahr 2005 mit der Stimme von Matthias Ponnier als Hörbuch herausgebracht.
"Für mich hat dieser Artikel etwas Ekelerregendes, etwas Lächerliches." Trotz dieser Ansicht lässt sich Frans Laarmans auf ein Käse-Geschäft ein, das ihm schnell über den Kopf wächst. Schließlich ist Laarmans bisher nur ein höchst durchschnittlicher Büroschreiber einer Antwerpener Schiffswerft. Und was tut der kleine Mann nicht alles, damit die hoch angesehenen Freunde eines höchst angesehenen Freundes "50 Prozent ihres Hochmuts fahren lassen"?
Was Frau und Kinder davon halten, dass der Mann jetzt Vertreter für Edamer wird, ist dabei eher nebensächlich. Viel wichtiger ist es jetzt, zu verhindern, dass die alte Firma von dem Kurswechsel Wind bekommt. Man will sich ja vorsichtshalber noch ein Hintertürchen offen halten.
Dieses Hintertürchen hat er im Übrigen auch bitter nötig. Laarmans, der den Käse-Verkauf zunächst komplett an die eigens dafür angestellten Agenten abgegeben hat, merkt nämlich schnell, dass es bei seinem Käse nun um die Wurst geht. Im Bewusstsein, nun auch selbst die Klinken putzen zu müssen, sagt er sich: "Deine einzigen Gehilfen sind deine Zunge und die Qualitäten des Vollfetten!"
Dass das nicht ausreicht, um innerhalb von fünf Tagen das ganze Käse-Lager an den Mann zu bringen, ist von vornherein klar. Und bald wünscht sich Laarmans nur noch eines: dass das Käse-Elend endlich ein Ende nimmt.
Obwohl man bisweilen Schwierigkeiten hat, sich in das soziale Umfeld der 30er Jahre mit seinem zum Teil antiquierten Rollenverständnis hineinzuversetzen, wird mit dem Thema Scheitern etwas angesprochen, das auch in der heutigen Zeit immer noch ein Tabu darstellt.
Die Geschichte ist hoffnungslos und rührend zugleich. Von vornherein weiß man, dass Laarmans gar keinen Erfolg haben kann. Und dennoch empfindet man weder Mitleid noch Überheblichkeit. Es ist vielmehr der ganz natürliche Lauf der Dinge, der diesen Mann scheitern lässt. Der soziale Aufstieg hätte ihm wohl ohnehin nicht gut gestanden.
Durch seine ruhige Art hat Ponnier die mitunter langatmige Geschichte sicherlich angemessen vorgetragen. Und letztlich findet das Scheitern Laarmans auch noch einen positiven Ausgang.