"Ich mag versaut sein. Aber die Welt ist es eben auch." So oder ähnlich mag das Motto von Thommie Bayers "gefährlicher Frau" lauten. Das Buch des ehemaligen Kabarettisten und Liedermachers wurde 2004 auf den Markt gebracht. Ein Jahr später produzierte es der Eichborn-Verlag als Hörbuch.
Anna Thalbach hat der Protagonistin ihre Stimme geliehen. Eine Gastrolle spricht außerdem der mehrfach ausgezeichnete Ulrich Tukur.
Die Hauptperson Vera erzählt ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive. Ihr Menschenbild lässt sich ungefähr so zusammenfassen: Männer sind Schweine, Frauen in aller Regel berechnende Biester. Fragt sich nur, wer von beiden besser dran ist.
Wenn man Vera fragt, ist es wohl keiner von Beiden. Ihr eigenes Leben jedenfalls wird von dieser Grunderkenntnis bestimmt.
Das ist auch kein Wunder, erfährt man doch in Rückblenden, was die ehemals unschuldige Vera schon im zarten Teenager-Alter alles mitmachen musste. Ihre Umgebung hat sie geformt. Und die muss nun auch den Preis dafür zahlen: Die "denkbar abgebrütetste Traumfrau der Welt" verführt jetzt verheiratete Männer. Das tut sie zwar illegal, aber immerhin im Auftrag der jeweiligen Ehefrau, die sich der Untreue ihres Angetrauten vergewissern möchte. Das Ganze wird auf Video aufgezeichnet und dient schlussendlich als Grund für die Scheidung , oder was immer sich danach abspielen mag.
Verzwickt wird die Prozedur, als sich Vera von dem Mann einer Auftraggeberin hoffnungslos angezogen fühlt. Der Buchautor Axel Behrendt scheint zunächst immun gegen die Reize der Verführerin zu sein. Das ist eine Erfahrung, die die "umwerfend Schöne" zum ersten Mal macht. Hinzu kommt, dass Behrendt es hervorragend versteht, Vera die intimsten Erfahrungen zu entlocken. Und der Zuhörer versteht endlich, was diese Frau so skrupellos und einsam gemacht hat.
Die Story allein ist banal und hat den Sensationsgehalt einer Gerichtsshow. Was zunächst einmal hart klingt, muss den Genuss des Hörbuchs nicht unbedingt mindern. Anna Thalbach hat mit ihrer einprägsamen, herben Stimme herausgeholt, was herauszuholen war. Und das Ergebnis kann sich trotz aller Unglaubwürdigkeiten hören lassen. Aller Banalitäten zum Trotz ist die Erzählweise mit den rückblickenden Einschüben eine fast filmische. Und das Ende ist alles andere als vorhersehbar. Hat man den Wahrscheinlichkeitsrechner erst einmal beiseite gelegt, verspricht "Die gefährliche Frau" durchaus unterhaltsame 284 Minuten voller sexueller Eskapaden und persönlicher Abgründe.
|