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  Unsterblich: Bildung - Philosophie

Dietrich Schwanitz ist im Dezember 2004 leider verstorben. Freuen darf sich die Nachwelt indes über seine Hinterlassenschaft. Bekannt geworden ist er durch seinen Roman "Der Campus". Nicht minder aufsehenerregend war sein 697 seiten starkes Buch "Bildung - alles, was man wissen muss." Daraus ist das Kapitel über Philosophie im Jahr 2002 ungekürzt beim LIDO-Verlag als Hörbuch erschienen.
Mathias Ponnier spricht die Texte. Man merkt ihm an, dass sie ihm gefallen. Der Funke springt schnell über.
Diese Texte eignen sich sehr gut zum Vorlesen. Kein behäbiges, ausuferndes oder umständliches Rumgeeiere, nichts Trockenes oder Langweiliges haftet ihnen an. Mit witzigen Vergleichen holt der einstige Anglistik-Professor den Hörer dort ab, wo er steht, um ihm elegant die Philosophie näherzubringen. Auf diese Weise veranschaulicht er selbst komplexe oder schwer verständliche Zusammenhänge.
Das von Rene Descartes formulierte "cogito ergo sum" hört sich auf Berlinerisch zum Beispiel so an: "Ick sitze drin und esse klops, uff enmal klopps. Ick denke, staune, wundere mir, uff enmal isse uff die tür, ick jehe raus und kieke, und wer steht draußen? Icke!"
Mit Descartes beginnt Schwanitz seinen Streifzug durch die Philosophiegeschichte. Es folgen Gottfried Wilhelm Leibniz, John Locke, Immanuel Kant, Friedrich Hegel und irgendwann auch Arthur Schopenhauer.
Respektlos, aber wohltuend, zerrt der Autor die oft auf hohem Sockel stehenden Philosophen auf bodenständiges terrain , wo sie jeder aus der Nähe betrachten kann und feststellen muss: Ist doch alles ganz einfach!
Doch seine unbeschwerte Lebendigkeit darf nicht das Vorurteil nähren, dass Schwanitz effekthascherisch verführe und die große Philosophie zu banalen Plattitüden verkommen ließe. Im Gegenteil: Schwanitz bringt die Hauptaussagen präzise auf den Punkt.
Er knüpft - gegen den mainstream laufende - rote Fäden und stellt interessante Zusammenhänge her, die über den Tellerand hinaus- und mit neuem Blick auf sich zurückverweisen. So sei es sicher kein Zufall, dass die Engländer mit einer demokratischen Staatsform den Empirismus , die absolutistisch regierten Franzosen den Rationalismus und die Deutschen, die im Grunde keinen Staat hatten, die spekulative Philosophie hervorgebracht haben.
Besonders witzig ist seine Abrechnung mit dem "Theorienmarkt" des 20. Jahrhunderts insbesondere für Hörer, die jene Entwicklungen hautnah miterlebt haben. Politisch korrektes Sprechen, Dekonstruktivismus, Feminismus, herrschaftsfreie Diskurse oder Faschismus heißen nur einige jener "Warenbestände". Hierzu meint Schwanitz: "Der Meinungsmarkt ist selbst ein Schlachtfeld geworden. Man kann falsch und richtig liegen, man muss also vorsichtig sein."
Zur Orientierung gibt es beleuchtete Warnschilder mit Aufschriften wie "Faschistisch
- Betreten verboten"; "machistisch - Betreten auf eigene Gefahr. Söhne haften für ihre Väter"; "Achtung! Schlechte Wegstrecke. Eurozentrisch. Logozentrisch. Phallokratisch";"Vorsicht, elitär"; Biologistisch - Schleudergefahr!"

Dietrich Schwanitz, "Bildung - Philosophie"
Gelesen von Matthias Pommier
2 CDs, Gesamtdauer 147,28 Minuten
© 2002 by Eichborn-Verlag
ISBN: 3- 8218 - 5192 - 9

 

 

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