Man kann die DDR-Bürger erkennen, weil "wir so riechen und so aussehen, wie wir aussehen und uns auch so benehmen. Richtige Hornochsen, dumme Kühe, Zonenrinder!" In ihrem Hörbuch "Zonenrinder" parodiert Hana Jensel das Ende der DDR sowie die Besonderheiten des Lebensstils der Bürger der Deutschen Demokratischen Republik.
Die 65-minütige CD wird aus der Sicht eines elf jährigen Kindes von der Autorin selbst gesprochen. Die Erzählerin geht auf die Veränderungen nach der Wende ein. Loleck wurde zu Boleck, Helga Labs wurde zu Beate Uhse und die StaSi zum MDR. Vor dem Mauerfall hatte man Leckermäulchen, Fetzer, Fassbrause - auch Leninschweiß genannt - und Apfelsinen, die eher wie Limetten schmeckten. Die Helden der Kindheit waren die Ohlsen-Bande, Timur und seine Truppe und Alfonz Zitterbacke. Die Kinder, die an der Grenze wohnten, "hörten es sogar ab und zu lustig im Wald knallen...". Das alles kannten die Westkinder nicht. Deswegen war es auch eine Beleidigung für ein Ostkind als Westkind bezeichnet zu werden.
Jensel schwelgt ebenfalls in Erinnerungen an die Schulzeit. Sie betont zum Beispiel die Vorfreude auf den Pioniergeburtstag oder die Auszeichnungen für sportliche Erfolge. Nach Hensel gab es Disziplinen wie "Luftgewehrschießen auf kleine BRD-Bürger auf Pappscheiben..." oder "das Schmeißen echt aussehender Handkranaten...". In der Schule wurden die Kinder im Osten durch die sogenannte "Politinformation" politisch informiert und somit vor den "Sternenkriegern im weißen Haus" gewarnt. Zu Mittag gab es in der Schule sehr oft Makkaroni. Aus italienischer Abscheu wurden Makkaroni in der DDR als ETW mit WuGu (Eierteigwaren mit Wurstgulasch) bezeichnet. Oft gab es aber auch Leckereien wie Pansen oder Heringe. Die Folge dessen war, dass sich der Resteeimer füllte.
In den Ferien fuhren die Kinder im Osten oft ins Ferienlager. Es stellte sich jedoch als eine Fortsetzung der Schule heraus. Ob Ferienlager oder Familienurlaub, das Ziel war immer die Ostsee. Eine Redensart war damals: "Jeder Doofe fährt nach Glowe".
Die Lieblingslektüre der Jugendlichen in der DDR war die "Trommel". Dabei handelte es sich um eine Pionierzeitung, die auf alle Fragen eine Antwort parat hatte.
Andere Besonderheiten der DDR waren noch, dass Arbeiterkinder von vorne herein schlauer waren als Bauernkinder. Das Gegenteil gab es nicht. Außerdem betont Jensel die Verklemmtheit der Ostbewohner. Nackte Tatsachen liefen nur zu Sylvester im Fernsehen und FKK gab es sowieso nur, weil es keine Bademode gab.
Jensel hat einen einzigartigen Stil sowohl als Autorin als auch als Sprecherin. Mit ironisch-sarkastischem Unterton, der aber nicht übertrieben ist, erzählt sie die Geschichten. Der eine oder andere Ex-DDR-Bewohner wird an manchen Stellen schmunzeln müssen. Dem Westler kann es jedoch durchaus passieren, dass er das eine oder andere nicht versteht. Schließlich verlangt dieses Hörbuch mehr als Allgemeinbildung. Für gelernte Ossis ist es eine lohnenswerte Lektüre.
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